Bremse gut, alles gut...

Während ich die Schweller sowie die Achsaufhängungen entrostet habe (siehe Artikel hier und hier) ließ mir der Zustand der Bremsanlage keine Ruhe. Sicher, sie tat es noch, aber die Schläuche sahen nicht mehr gut aus und auch die Bremssättel hatten schon bessere Tage gesehen – da hilft auch eine von mir aufgebrachte Schicht Hammerite-Lack (im Sichtbereich) nicht viel. Dazu kamen Bremsscheiben und  -Beläge mit unbekanntem Alter. Gefiel mir gar nicht.

Ich entschied, die Bremsanlage (ab Bremsschlauch) komplett zu revidieren, was im Nachhinein der richtige Weg war, denn es zeigte sich beim Zerlegen der Bremskolben auf den alten Kolben deutliche Korrosion.

Hinweis : Die Bremsanlage ist ein wichtiges Sicherheitsmerkmal eines Autos, von daher werde ich hier keine Anleitung zur Revision posten sondern nur die Arbeiten zeigen, wie ich es gemacht habe. Wer da Zweifel hat, der sollte die Arbeit einer Werkstatt überlassen. Die WIS ist ein guter Leitfaden für die Revision der Bremskolben in „Heimarbeit“.

Am Anfang musste natürlich erstmal alles demontiert werden, d.h. Sättel + Schläuche demontieren, Bremsscheiben abnehmen (was an der VA nur mit Demontage der kompletten Radnabe funktioniert) sowie Beläge entnehmen.

Hinweis : Bremsflüssigkeit ist ein Teufelszeug! Es greift nicht nur lackierte Flächen an, sondern wirkt auf die Haut + Augen stark reizend (Schutzausrüstung ist Pflicht!). Dazu ist sie stark giftig. Hier sollte mit äußerster Konzentration gearbeitet werden!

Die meiste Zeit bei der Bremsenrevision nahm die Aufarbeitung der Bremskolben in Anspruch, denn hier waren mehrere Arbeitsschritte nötig bevor die Sättel wieder lackiert und mit neuen Dichtungen + Kolben versehen werden konnten. Beim Einsetzen der Kolben ist auf die 20° Stellung zu achten, da ich keine Lehre hatte, habe ich mir kurzerhand eine 20° Kolbenlehre mit meinem 3D Drucker erstellt. Den Sattel selber habe ich nicht in seine zwei Hälften zerlegt – davon wird auch klar in der WIS abgeraten.

Nachdem die Bremssättel aufgearbeitet waren, konnte wieder alles zusammen gebaut werden, wobei bei der Montage der Bremssättel neue Passschrauben sowie neue Bremsschläuche zum Einsatz kamen. Eine starre Bremsleitung sah so ungesund aus, das sie kurzerhand durch eine neue aus Kunifer ersetzt wurde – wenn nicht jetzt, wann dann?

Die Innensechskant Schrauben, welche die Radnabe (an der Vorderachse) mit den neuen Zimmermann Bremsscheiben verbinden, wurden ebenfalls neu bei Mercedes gekauft.

Hinweis : Bei der Arbeit mit Bremsflüssigkeit habe ich immer einen 20 Liter Eimer mit Wasser samt Lappen in Griffweite stehen, Wasser neutralisiert Bremsflüssigkeit. Sollte also Flüssigkeit auf lackierte Flächen / Boden / whatever kommen, wird immer gleich großzügig mit einem nassen(!) Lappen mehrmals übergewischt (zwischendurch auswaschen)

Bei den neuen Stoppern habe ich mich für Bremsscheiben mit "Z-Coat" von Zimmermann entschieden, die Oberflächenvergütung soll Rostansatz verhindern. Ich bin gespannt, wie gut das in der Praxis funktioniert, angerostete Scheiben jenseits der Bremsfläche sind wirklich nicht schön (wenn es auch funktional keinen Einfluss hat).

Bei den Belänge habe ich es klassisch gehalten und auf ATE zurückgegriffen, die Kontakte für die Verschleißanzeige (ebenfalls ATE) sind auch neu gekommen.

Nachdem wieder alles montiert war, wurde das Bremssystem mit frischer DOT 4 Bremsflüssigkeit von ATE gefüllt und mittels Entlüfter von Vigor** entlüftet. Nach einem ca. einstündigen Drucktest von gut 1,5 Bar (Fülldruck vom Entlüfter) gab es noch einen Hochdrucktest, d.h. bei laufenden Motor wurde mehrmals die Bremse maximal betätigt und gehalten und dabei alle Verbindungen / Anschlüsse / Bremskolben auf mögliche Undichtigkeiten geprüft ( dafür braucht es logischerweise eine zweite Person).

Im Ergebnis zeigten sich keine Undichtigkeiten, so dass bei der Bremse für die nächsten Jahre (bis auf den regelmäßigen Wechsel der Bremsflüssigkeit) erstmal Ruhe sein sollte.

Fotos habe ich natürlich auch gemacht…

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