Ja, der letzte Artikel ist schon ein paar Monate her und eigentlich wollte ich schon viel eher ein Update posten, aber so viel zu tun (nicht nur an der S-Klasse) und so wenig Zeit… 😉 Während der 116er den Winter trocken in der Garage verbracht hat, ging es im März wieder die Arbeit, denn es waren immer noch diverse Baustellen auf der ToDo Liste. Nachfolgend eine grobe Übersicht was seit dem letzten Post so alles passiert ist...
Als erstes wurde der Druckspeicher (sitzt unterhalb des Wagens am Pumpenpaket) gewechselt. Als Originalersatzteil von Bosch nicht günstig (ca 300 Euro) und dazu im Frühjahr 2018 leider nirgendwo lieferbar. Die Rettung kam aus Übersee (genauer den USA) , interessanterweise inkl Versand und Zoll für die Hälfte des Preises, welcher in Deutschland aufgerufen wird.
Der Motor lief auch noch nicht so, wie ich es mir vorgestellt hatte. Also wurde im März diesen Jahres der Ansaugbereich des M117 Motors komplett zerlegt und komplett neu abgedichtet.
Da eh schon einiges aus- und abgebaut war, wurden die Gussteile der Ansaugbrücke sowie diverser Kleinkram wie Gasgestänge, Luftsammler, Drosselklappe etc pp gleich ordentlich gereinigt. Anstatt hier auf fiese Chemie zu setzen, habe ich einfach mal den Tipp mit dem Backofenreiniger ausprobiert, welchen ich im “4 Räder und ein Brett” Blog gelesen hatte. Und was soll ich sagen… Klappt perfekt, genau so gut wie der Tip von Martin (der Betreiber von 4R1B) mit Zitronensäure-Konzentrat Metallteile zu entrosten. Ich weiß schon, warum ich der Blogszene im Internet seit Jahren treu bleibe - hier bekommt man immer noch die besten Tipps im Internet.
Als kleine Fingerübung habe ich zwischendurch auch auf beiden Seiten die Ölduschen der Nockenwellen revidiert, was mittels Mercedes Reparatursatz keine wirkliche Herausforderung darstellt und die Schmierung an der Stelle für die nächsten Jahre sicher stellen sollte.
Wenn eh schon alles zerlegt war, wollte ich auch gleich mal den Mengenteiler sowie den Warmlaufregler der K-Jetronic checken (und ggf reparieren) lassen. Also beides eingepackt und in die Niederlande zu Geert Jan Schreurs von Ferrari 400 Parts geschickt. Während der Mengenteiler auf dem Prüfstand eine einwandfreie Funktion zeigte, wollte die Unterdrucksteuerung des Warmlaufreglers nicht so richtig (da hatte ich wohl nen Zinken bei der Revision letzten Herbst eingebaut). Nachdem beide Teile aus den Niederlanden wieder bei mir waren, konnten auch diese wieder eingebaut werden. Es versteht sich von selbst, das beim Zusammenbau alle noch nicht im letzten Jahr getauschten Gummidichtungen (sowie alle Papierdichtungen) erneuert worden sind.
Anm : Geert Jan Schreurs kann ich für Arbeiten an der K-Jetronic uneingeschränkt empfehlen. Neben sehr fairen Preisen für die Überprüfung und evtl Instandsetzung der Komponenten liefert er Messprotokolle von den Testläufen auf dem Prüfstand gleich mit, das Gehäuse vom Warmlaufregler wurde auch gleich noch etwas aufpoliert - so stell ich mir Service vor!
Nachdem der Motor ohne weitere Probleme wieder komplettiert war (die Idee, die Zerlegung des Ansaugbereiches mittels Fotos zu dokumentieren erwies sich als goldrichtig), konnte der Motor gestartet werden - alles läuft soweit. Leider war der Saugrohrunterdruck nach der ganzen Arbeit immer noch nicht groß, wie er laut Mercedes sein sollte. Von den vorgegebenen -500mBar waren im Leerlauf nur -250mBar vorhanden. Also weiter suchen..
Vorher musste ich mich noch um den Abgaskrümmer auf der Fahrerseite kümmern, welcher auf der Fahrerseite munter die Abgase seitlich in die Umwelt blies. Neben einem Riss im Krümmer entdeckte ich auch, dass ein Stehbolzen (natürlich der ganz hinten mit sehr wenig Platz drumherum) abgerissen war - hat wohl vor mir keinen der Vorbesitzer wirklich gestört.
Für mich aber keine Option, also Krümmer ausbauen und neben den Dichtungen auch den abgerissenen Bolzen ausdrehen und durch einen neuen, heilen ersetzen. Beim Ausbau zeigte sich auch, dass am Zylinderkopf schon mehrmals (mehr oder weniger fachgerecht) gearbeitet wurde, denn Helicoils zur Aufnahme der Krümmerschrauben gab es nicht ab Werk.
Während der Krümmerriss geschweisst wurde, machte ich mir Gedanken wie ich den Rest vom Stehbolzen, welcher im Kopf steckte, am besten entfernen könnte. Schlussendlich entschied ich mich, den abgerissenen Gewindestift mittels Eigenbau-Spezial-Werkzeug , Winkelbohrmaschine und ultrakurzen Bohrer genau zentrisch mit einem 4,5mm Loch (vorgebohrt mit 3mm) zu versehen, welches dann den Linksausdreher aufnehmen sollte. Der Plan ging auf, der abgerissen Bolzen ließ sich ohne weitere Zicken entfernen. Seit dem erfolgten Zusammenbau erfreut sich der Krümmer nun über neue Dichtungen und eine ordentliche Befestigung am Zylinderkopf.
Die Bremsflüssigkeit wurde im Laufe der letzten Wochen komplett gewechselt. Die Gelegenheit wurde gleich genutzt und der Hauptbremszylinder samt Ausgleichsbehälter ausgebaut und gereinigt, dazu gab es beim Einbau der Teile eine neue Dichtung zum Bremskraftverstärker hin sowie frische DOT4 Bremsflüssigkeit. Der neuen Dichtung ist es auch zu verdanken, das der Saugrohrunterdruck deutlich besser wurde und nun -400mBar beträgt.
Der letzte Werkzeugeinsatz erfolgte die Tage dann unter der S-Klasse auf Höhe des Getriebes. Mir ging die labbrige Schaltung schon seit der ersten Probefahrt 2017 auf den Keks, keine Ahnung warum das die Vorbesitzer nicht gestört hatte. Ein kritischer Blick an das Getriebe bzw. das Schaltgestänge förderte auch sogleich die Ursache ans Tageslicht : die zwei Kunststoff-Lager an den beiden Enden der Schaltstange fehlten einfach, was das Spiel bei der Wahl der Fahrstufe von gut 2-3cm erklärte. Nach einer Investition von rd 5 Euro (für zwei Kunststoffbuchsen) lässt sich der W116 endlich wieder so schalten, wie es sich für die automobile Oberklasse gehört - knackig, direkt und ohne jedes Spiel.
Soviel zu den letzten fünf Monaten, ein paar Fotos gibt es natürlich auch….